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[AZA] 
I 425/99 Vr 
 
IV. Kammer  
 
Bundesrichter Borella, Rüedi und nebenamtlicher Richter 
Maeschi; Gerichtsschreiber Arnold 
 
Urteil vom 14. April 2000  
 
in Sachen 
 
R.________, 1952, Beschwerdeführer, 
 
gegen 
 
IV-Stelle des Kantons Aargau, Kyburgerstrasse 15, Aarau, 
Beschwerdegegnerin, 
und 
 
Versicherungsgericht des Kantons Aargau, Aarau 
 
    A.- Der 1952 geborene R.________ bezieht seit dem 
1. Juni 1990 eine ganze einfache Invalidenrente (Verfügung 
der Ausgleichskasse des Kantons Aargau vom 12. August 
1994). Am 12. Juni 1997 erhielt die kantonale IV-Stelle 
Kenntnis davon, dass der Versicherte am 14. November 1984 
die am 20. Mai 1982 geborene Tochter der B.________, 
J.________, als sein Kind im Sinne von Art. 260 ZGB aner- 
kannt hatte. Gemäss der durch die Vormundschaftsbehörde 
genehmigten Vereinbarung vom 1. Dezember 1983 hatte er sich 
verpflichtet, an den Unterhalt des Kindes J.________ in- 
dexierte monatliche Beiträge von Fr. 450.- bis zum vollen- 
deten 6. Altersjahr, von Fr. 500.- bis zum vollendeten 
12. Altersjahr und von Fr. 550.- vom 13. Altersjahr bis zur 
vollen Erwerbsfähigkeit, mindestens bis zum 18. Altersjahr, 
zuzüglich Kinderzulage, zu bezahlen. Mit Verfügung vom 
18. August 1998 gewährte die IV-Stelle rückwirkend ab 
1. Juni 1992 eine ganze einfache Kinderrente, welche an die 
Mutter B.________ ausbezahlt werden sollte. 
 
    B.- Beschwerdeweise beantragte R.________ Leistung der 
ganzen einfachen Kinderrente an ihn persönlich, eventuell 
sei mit der Auszahlung der Rentenbetreffnisse an B.________ 
zuzuwarten, bis seine Vaterschaft gerichtlich festgestellt 
worden sei. Ein entsprechendes Zivilverfahren sei 
rechtshängig. Das Versicherungsgericht des Kantons Aargau 
wies die Beschwerde ab, soweit es darauf eintrat (Entscheid 
vom 8. Juni 1999). 
 
    C.- Mit Verwaltungsgerichtsbeschwerde stellt 
R.________ das Rechtsbegehren, "das Urteil sei aufzuheben 
und das Verfahren an das Versicherungsgericht Aargau zu- 
rückzuweisen, um vor einer allfälligen Auszahlung des 
Kindergeldes die Vaterschaft zweifelsfrei und somit nach 
den neuesten DNS-Analysen festzustellen. Das Verfahren ist 
beim Bezirksgericht noch hängig". 
    Die IV-Stelle verzichtet auf eine Vernehmlassung. Das 
Bundesamt für Sozialversicherung reicht keine Stellungnahme 
ein. Die als Mitinteressierte beigeladene B.________ lässt 
auf Abweisung der Verwaltungsgerichtsbeschwerde schliessen. 
 
Das Eidg. Versicherungsgericht zieht in Erwägung:  
 
    1.- Gegenstand des angefochtenen kantonalen Entscheids 
bildet die Auszahlung der für die Tochter J.________ zuge- 
sprochenen Kinderrente. 
 
    2.- Soweit der Beschwerdeführer letztinstanzlich Leis- 
tung an ihn persönlich beantragt, ist zu prüfen, ob die 
Vorinstanz zu Recht die Voraussetzungen für die Auszahlung 
der Kinderrente an B.________ als nicht rentenberechtigten 
Elternteil bejaht hat. 
 
    a) Anders als Art. 34 IVG betreffend die Zusatzrente 
für die Ehefrau enthielt Art. 35 IVG in der bis Ende 1996 
gültig gewesenen Fassung keine Bestimmung hinsichtlich der 
Drittauszahlung von Kinderrenten. Das Eidgenössische Ver- 
sicherungsgericht hat mit Blick auf den gesetzlichen Zweck, 
wonach die Kinderrente ausschliesslich für den Unterhalt 
und die Erziehung des Kindes zu verwenden ist, ergänzende 
Regeln aufgestellt und eine Auszahlung der Rente an Dritte 
unter bestimmten Voraussetzungen auch dann zugelassen, wenn 
die Bedingungen des Art. 76 Abs. 1 AHVV nicht erfüllt sind. 
Danach ist die Kinderrente der getrennt lebenden oder ge- 
schiedenen Mutter auszuzahlen, wenn diese die elterliche 
Gewalt innehat, das Kind nicht beim rentenberechtigten 
Vater wohnt und sich dessen Unterhaltspflicht in einem Kos- 
tenbeitrag erschöpft (BGE 103 V 134 Erw. 3 mit Hinweisen). 
Nach der Rechtsprechung erschöpft sich die Unterhalts- 
pflicht in einem Kostenbeitrag, wenn die Unterhaltsbeiträge 
nicht die von H. Winzeler in Zusammenarbeit mit dem Jugend- 
amt des Kantons Zürich ermittelten Ansätze für den Unter- 
haltsbedarf von Kindern erreichen (SVR 1999 IV Nr. 2 S. 6 
Erw. 2a; vgl. auch BGE 122 V 125 ff.). 
    Mit der auf den 1. Januar 1997 in Kraft getretenen 
10. AHV-Revision (Bundesgesetz vom 7. Oktober 1994) hat der 
Gesetzgeber Art. 35 IVG durch einen Abs. 4 ergänzt. Danach 
wird die Kinderrente wie die Rente ausbezahlt, zu der sie 
gehört. Vorbehalten bleiben die Bestimmungen über die 
zweckmässige Rentenverwendung (Art. 50 IVG in Verbindung 
mit Art. 45 AHVG sowie Art. 76 AHVV) und abweichende zivil- 
rechtliche Anordnungen. Der Bundesrat kann ergänzende Vor- 
schriften für die Auszahlung erlassen, namentlich für Kin- 
der aus getrennter oder geschiedener Ehe. Von dieser Befug- 
nis hat er bisher keinen Gebrauch gemacht, weshalb die 
unter alt Art. 35 IVG ergangene Rechtsprechung weiterhin 
massgebend ist (nicht veröffentlichtes Urteil J. vom 
29. November 1999, I 171/99). 
 
    b) Der Vorinstanz ist beizupflichten, dass die Voraus- 
setzungen für eine Auszahlung der Kinderrente an die Mut- 
ter, B.________, erfüllt sind, indem sie die elterliche 
Gewalt über das Kind J.________ innehat, die Tochter nicht 
beim rentenberechtigten Vater wohnt und sich dessen Unter- 
haltspflicht in einem Kostenbeitrag erschöpft. Es kann auf 
die diesbezüglichen Ausführungen des kantonalen Gerichts 
verwiesen werden. Am Anspruch der Mutter auf Auszahlung der 
Rente ändert nichts, dass sie mit dem Beschwerdeführer 
nicht verheiratet war. Die hinsichtlich der Auszahlung der 
Kinderrente an die Mutter bei getrennter oder geschiedener 
Ehe entwickelten Regeln gelten rechtsprechungsgemäss auch, 
wenn die Eltern nicht verheiratet sind und die elterliche 
Gewalt nach Art. 298 Abs. 1 ZGB der Mutter zukommt (nicht 
veröffentlichtes Urteil Z. vom 7. November 1996, I 52/96). 
Unerheblich sind sodann die Motive, welche zur Aufhebung 
des gemeinsamen Haushaltes geführt haben sowie die persön- 
lichen Verhältnisse der Mutter, da unbestrittenermassen 
keine Gründe vorliegen, welche im Sinne von Art. 76 AHVV 
einer Auszahlung der Rente an die Mutter entgegenstehen 
würden. Schliesslich stellt der gleichzeitige Bezug von 
Unterhaltsbeiträgen und einer Kinderrente entgegen der 
Auffassung des Beschwerdeführers keine unzulässige Leis- 
tungskumulation dar (Art. 285 Abs. 2 ZGB). 
 
    3.- Insoweit der Beschwerdeführer rügt, die Vorinstanz 
sei zu Unrecht nicht auf den Eventualantrag eingetreten, 
wonach mit der Auszahlung der Rentenbetreffnisse an 
B.________ zuzuwarten sei, bis seine Vaterschaft gericht- 
lich festgestellt worden sei, ist zu prüfen, ob das kanto- 
nale Gericht ein entsprechendes Rechtsschutzinteresse des 
Versicherten zu Recht verneint hat. 
    Nach dem Gesagten hat die Verwaltung die Kinderrente 
an B.________ auszuzahlen. Sollte sich herausstellen, dass 
der Beschwerdeführer nicht der Kindsvater ist und die Rente 
zu Unrecht ausgerichtet wurde, wäre allenfalls B.________ 
rückerstattungspflichtig (Art. 49 IVG in Verbindung mit 
Art. 47 AHVG und Art. 78 f. AHVV). Der Beschwerdeführer hat 
unter diesen Umständen kein schutzwürdiges Interesse daran, 
dass mit der Auszahlung der Rente bis zum Abschluss des 
hängigen Zivilverfahrens zugewartet wird. Die Vorinstanz 
ist auf die Beschwerde in diesem Punkt daher zu Recht nicht 
eingetreten. 
 
    4.- Das vorliegende Verfahren um die Auszahlung von 
Kinderrenten an die Mutter hat Versicherungsleistungen zum 
Gegenstand, weshalb nach Art. 134 OG keine Kosten zu er- 
heben sind (nicht veröffentlichtes Urteil Z. vom 7. Novem- 
ber 1996, I 52/96). 
    Der anwaltlich vertretenen Mitinteressierten 
B.________, welche mit ihrem Antrag auf Abweisung der Ver- 
waltungsgerichtsbeschwerde obsiegt, steht eine Parteient- 
schädigung zu Lasten des unterliegenden Beschwerdeführers 
zu (Art. 159 OG; SVR 1995 AHV Nr. 70 S. 214). 
Demnach erkennt das Eidg. Versicherungsgericht:  
 
I.Die Verwaltungsgerichtsbeschwerde wird abgewiesen. 
 
II.Es werden keine Gerichtskosten erhoben. 
 
III.Der geleistete Kostenvorschuss von Fr. 3500.- wird dem 
    Beschwerdeführer zurückerstattet. 
 
IV.Der Beschwerdeführer hat der beigeladenen B.________ 
    für das Verfahren vor dem Eidgenössischen Versiche- 
    rungsgericht eine Parteientschädigung von Fr. 1500.- 
    zu bezahlen. 
 
V.Dieses Urteil wird den Parteien, dem Versicherungs- 
    gericht des Kantons Aargau, der Ausgleichskasse des 
    Kantons Aargau, dem Bundesamt für Sozialversicherung 
    und B.________ zugestellt. 
 
 
Luzern, 14. April 2000 
 
Im Namen des 
Eidgenössischen Versicherungsgerichts 
Der Präsident der IV. Kammer: 
 
Der Gerichtsschreiber: